Depressionen schleichen sich allmählich an. Sie sind nicht einfach da, so wie du dir plötzlich das Bein brichst. Deshalb ist es für viele Betroffene schwer zu erkennen: Was bin ich, was ist mein Charakter und was ist Depression? Und genau deshalb dachte ich auch, dass meine Depression zu mir gehört. Aber das stimmt nicht.
Wir haben einfach zu lange gegen unsere innere Bestimmung gelebt oder anders gesagt: Wir sind nicht unserer Herzfrequenz gefolgt. Und das ist gar kein Vorwurf, denn wir wissen gar nicht mehr, wie wir auf unser Herz hören können. Wir haben schon in Schulzeiten verlernt, auf unsere Bedürfnisse zu achten. Alles, was wir als Kind in uns hatten, wurde uns abtrainiert, denn angepasste Menschen sind gute Menschen. Einigen von uns macht das gar nichts, die kommen damit klar. Aber da gibt es einen anderen Teil, der sich beschnitten und verletzt fühlt und das wahrscheinlich schon ein ganzes Leben lang. Innerlich ganz versteckt, brodelt dieser Teil in uns, weil wir ihn wegschieben. Denn das haben wir so gelernt. Aber irgendwann brüllt unsere Seele „Scheiße“, weil es einfach ungesund ist und raus muss. Der Körper signalisiert uns das durch Krankheiten. Eine davon ist die Depression.
Hier wirst du keine Tipps und Tricks finden, wie eine Depression oder ein Burnout mit einem Fingerschnipsen und etwas Sport behandelt werden kann oder gar nicht erst ausbricht. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit Dingen, die man im Außen tut, wenig Erfolge erzielen kann, weil der Körper ausgepowert und müde vom Leben ist. Im Inneren brennt es und die Seele schreit nach Ruhe und Entspannung. Wenn wir unser Inneres aufgeräumt haben und wissen, wo wir anfangen müssen, können wir uns um das Äußere kümmern. Ich habe die folgenden Punkte für dich aufgeschrieben, weil sie für mich der Schlüssel zu einem Heilungsprozess sind.
#1 Unsere Systeme.
Nach Bronfenbrenner sind wir ein Teil unserer umgebenen Systeme. Viele Systeme, wie die Familie, der Arbeitsplatz, der Wohnort etc. haben einen Einfluss auf uns und tragen zu unserer Gesundheit bei.
Unsere Gesellschaft,als ein Teil unseres umgebenen Systems, ist eine, die Krankheiten fördert. Wenn wir anfangen, uns allmählich von krankheitsfördernden Ansichten zu lösen und mehr auf unser Herz und unseren Körper hören, setzen wir Zeichen, die andere wiederum dazu einladen, diesen zu folgen.
Leider wird dieser Punkt viel zu oft vernachlässigt und eine Depression wird viel zu oft persönlichen Gründen zugeschrieben. Tatsächlich können aber systemische Verhältnisse dazu führen, dass Menschen krank werden.
#2 Achtsamkeit.
Achtsamkeit kann einen ungesunden Kreislauf durchbrechen. Wir beginnen, Dinge zu hinterfragen, die sich als Automatismen in unseren Alltag eingeschlichen haben ohne sie zu hinterfragen.
Langsam können wir auf diese Weise einen neuen Weg einschlagen, bzw. eine Lebensweise beginnen, die zu unserem Herzen passt. Statt die gewohnte ungesunde Autobahn zu nutzen, die uns stresst, finden wir einen neuen Pfad durch einen grünen Wald. Der Weg scheint zunächst umständlich und anstrengend zu sein, aber je öfter wir diesen Trampelpfad durch den Wald nutzen, desto mehr fällt uns auf, wie schön der Weg ist, wie viele Tiere wir entdecken und dass wir eine Abkürzung gefunden haben. Immer, wenn wir einen Herzenspfad finden, spüren wir eine Art Flow.
#3 Mut.
Viele Herzenswege werden von uns aus Angst nicht eingeschlagen. Das Ungewisse blockiert uns und wir bleiben lieber bei den alten Mustern. Oftmals kann sich der Kopf nicht ausrechnen, welchen Gewinn wir erhalten, wenn wir einen neuen Weg gehen. Die Angst steht so sehr im Vordergrund, dass sie das zukünftige Glück nicht berechnen kann. Wir bleiben dann lieber im IST-Zustand, halten aus, halten den Mund und träumen von besseren Zeiten und einem erfüllten Leben. Das macht uns passiv und krank.
Wir dürfen mutig sein und andere Wege einschlagen. Wege, die uns glücklich machen und zu uns passen und nicht von der Masse bestimmt werden. Wir dürfen anders sein, individuell, schräg, komisch und verrückt.
#4 Selbstvertrauen.
Selbstvertrauen und das Bild, das wir über uns haben, begleiten uns auf Schritt und Tritt. Jede Handlung ist überschattet von unserem Selbstbild. Diese wiederum werden aus unseren Glaubenssätzen gebildet. Glaubenssätze wie: „Ich kann das sowieso nicht.“ beeinflussen unsere Handlungen. Sobald wir eine Aufgabe mit diesem Satz im Hinterkopf beginnen, ist die Sache von Beginn an zum Scheitern verurteilt.
Haben wir Selbstvertrauen und sagen uns: „Ich kann alles schaffen.“, dann wird das Ergebnis ein ganz anderes sein. Aufeinanderfolgende Ergebnisse mit positiven Ergebnissen bringen uns Mut und in einen Flow.
#5 Selbstwert.
Wir sind es, die unseren eigenen Wert bestimmen. Das zu glauben, fällt uns schwer, denn wir haben gelernt, von anderen gelobt zu werden. Das hat uns glücklich gemacht. Wir waren vom Außen bestimmt und abhängig von dem Lob der anderen. Bleibt dieser aus, fühlen wir uns wertlos. Sind die Menschen gemein oder unfreundlich zu uns, fühlen wir uns schlecht. Gleichzeitig bestätigt das unsere negativen Glaubenssätze. Und jetzt ist der Kreislauf perfekt. Unser Wert scheint gering, unser Selbstbild ist ein schlechtes und das Selbstvertrauen ist im Eimer. Um aus diesem Kreis zu gelangen, brauchen wir eine dicke Portion Selbstliebe.
#6 Selbstliebe.
Je wertvoller wir uns selber einschätzen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, Selbstliebe zu entwickeln. Wenn wir beginnen aus der Abhängigkeit der anderen zu treten und Liebe als etwas zu sehen, das in uns entsteht, erfahren wir ein erfüllteres Leben. Denn alles beginnt mit der Selbstliebe und Selbstfürsorge.
Das heißt nicht, egoistisch durch die Welt zu gehen und alle eigenen Bedürfnisse zu stillen. Ohne Rücksicht auf Verlust ist keine Selbstliebe. Es ist vielmehr eine Fürsorge für sich und die Bedürfnisse, ohne jemanden zu betteln, diese zu erfüllen.
Wir erfahren genau dann Liebe, wenn wir dieses Gefühl in uns erzeugen. Zu uns selbst. Und zu anderen, ohne Erwartungen. Wir können Liebe empfinden, wenn wir Tiere streicheln, ohne zu erwarten, dass sie uns einen Cappuccino bringen. Wir sind dann in Liebe, wenn wir nicht warten, dass uns jemand Liebe schenkt. Denn wir erzeugen das Feld der Liebesgefühle, in welchem wir uns bewegen. Wie ein Radiosender strahlt unser Herz die Liebesfrequenz aus. Und dort, wo wir sind, ist Liebe.
#7 Das Gleichgewicht.
Alles hat zwei Seiten. Zu jedem Hoch gehört ein Tief. Zu einem Weiß gehört ein Schwarz und ohne Licht kein Schatten. Ein jedes Tief ist der Schwung für die nächsten Höhen und wer die dunkle Seite nicht kennt, weiß die freudigen Momente nicht zu schätzen. Wenn du annimmst, was ist und die dunklen Tage nicht bewertest, entsteht kein Druck, endlich wieder Licht empfangen zu wollen. Nur, wenn man etwas mit Gewalt wegschieben will, macht es sich breit. Dann setzt du deinen Fokus genau auf diese schlimme Zeit, die du dann nicht wieder gehen lassen kannst. Das ist das Gesetz der Anziehung.
Für die, die sich jetzt denken: „Will die mich verarschen, ich brauche ein paar Tools!“, habe ich die Links zu den folgenden Themen zusammengestellt:
Peacefaktor:
Es gibt kein Universalrezept. Lass dir nicht einreden, was du tun sollt, dass es dir wieder besser geht. Das Rezept liegt in dir, du musst nur etwas danach buddeln. Hab Vertrauen, denn du weißt ganz tief in dir, was das beste für dich ist. Die Dinge, die ich hier aufgeschrieben habe, haben mir geholfen. Jeder ist in einer anderen Situation und nicht jedes Tool passt auf jede Art der Depression.
// Photos by Dawid Zawiła and DJ Johnson.