Liebe

Wenn die Liebe die Liebe erdrückt

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Zuneigung. Anziehungskraft. Geborgenheit. Nähe. Glücksgefühle. All das sind Worte, die irgendwie etwas mit Liebe zu tun haben. Das anfängliche Gefühl beflügelt. Meinen Hormoncocktail habe ich geext. Ich bin KIND OF ADDICTED und werde süchtig nach Nähe. Ich bin sehr emotional. Ich habe ein großes Herz, kann Emotionen teilen und bin großzügig. Solange meine Gefühle gespiegelt werden, bin ich auf Wolke Sieben. Gibt’s eine Abweisung, oder hat der Typ eben keine Zeit, stehe ich unter Liebesentzug und frage mich, was ich falsch gemacht habe.

Ich nehme jede kleinste Schwankung seiner Zuneigung oder Gefühle wahr, bin hochsensibel, fühle mich abgewiesen und bin am Boden zerstört. Ich projiziere die Abweisung auf mich, denn ich bin eben nicht gut genug.

„Ich bin nicht gut genug“

Hallo altbekannter Satz aller Lebenslagen. Am liebsten würde ich diesen fünf Wörtern mal richtig in die Fresse hauen.

In diesem Zusammenhang hat „ Ich bin nicht gut genug“ damit zu tun, dass ich nur geliebt werden kann, wenn ich mich anstrenge. Im Umkehrschluss habe ich mich also nicht genug angestrengt, um geliebt zu werden. Ich befinde mich im täglichen Struggle um Liebe, denn ich kämpfe dafür, geliebt zu werden. Woher kommt das?

Kindliche Verlustängste

Als Kind werden wir gelobt, wenn wir Dinge gut machen. Wir machen unser Handeln von anderen abhängig, indem das Außen uns sagt, was wir gut oder schlecht gemacht haben. Entweder ist es ganz toll oder eben nicht. Ein dazwischen gibt es kaum. Ich wollte als Kind gefallen, also habe ich mich gefällig verhalten und dafür Liebe erhalten. Im Umkehrschluss gab es einen Liebesentzug. Ich kann daher nur geliebt werden, wenn ich es anderen recht mache. Tue ich das nicht, werde ich womöglich verlassen.

Ich bin das böse Kind auf Liebesentzug mit Verlustägsten.

Das Nähe-Distanz-Problem

Meine Verlustangst entsteht aus der ausbleibenden Bestätigung meiner Zuneigung. Ich setze alles auf Nähe und strenge mich an, geliebt zu werden, weil ich das so gelernt habe. Mein Gegenüber kann das jetzt bestätigen oder tritt einen Schritt zurück und geht auf Distanz. Funktionierende Beziehungen bestehen aus Geben und Nehmen und haben sich irgendwo eingependelt, sodass das Nähe-Distanz-Verhältnis für beide Seiten in Einklang ist.

Geht mein Partner auf Distanz, fühle ich mich verstoßen. Ich verbinde diese Distanz mit mir, denn ich habe gelernt, dass ich mit meinem Verhalten die Gefühle anderer steuern kann. Also versucht mein inneres Kind sich anzustrengen, doch mein Macker will eigentlich nur seine Ruhe. Ich suche Nähe, er die Distanz. Je mehr Nähe ich suche, desto mehr Distanz benötigt er.

Und jetzt?

Auf Distanz zu gehen kann mehrere Ursachen haben. Natürlich kann es an mir liegen, weil ich einenge oder weil ich „nicht gut genug bin“. Es kann aber auch eine Million anderer Gründe geben, warum jemand auf Distanz geht. Und diese Gründe haben überhaupt nichts mit mir oder meinem Verhalten zu tun. Zum einen kann der andere eigene Nähe-Distanz-Probleme haben. Das ist gar nicht so unwahrscheinlich. Gefühlt sind wir doch alle beziehungsunfähig, haben Bindungsangst oder andere Störungen. Zum anderen kann es in anderen Bereichen des Lebens auch mal haken, sodass Zweisamkeit manchmal kleiner geschrieben wird. Oder man hat manchmal auch wirklich keinen Bock auf jemanden und das darf auch sein.

Peace-Faktor:

Wie komme ich aus der Nummer?

Ich verabschiede mich allmählich von dem kleinen Kind in mir, dass nach Bestätigung, Lob und Anerkennung sucht. Die Nähe, die ich im Außen suche, schenke ich mir selbst, denn zu viel Nähe im Außen zu suchen, heißt zu wenig Nähe zu sich selbst zu haben. Eine Nähe-Distanz-Problematik zeigt ganz klar, welchen Bezug wir zu uns selbst haben. Jemandem hinterherzulaufen, der auf Dauer auf Distanz geht, bedeutet nichts anderes als ein Junkie zu sein, der seinen Dealer nach Gras anbettelt. Liebe ist das nicht, aber es zeigt uns in einem riesigen Spiegel, wer wir sind, welche Aufgaben das Leben für uns bereit hält und wie wir es schaffen, uns selbst zu lieben, bevor wir es von anderen verlangen.

Peace <3

 

| Photo by Wyron A on Unsplash

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