Sich einen Hund anzuschaffen, ist wohl selten eine rationale Entscheidung. Aus allen Ecken schallt es dann: „Was ist, wenn Du mal in den Urlaub willst?“ „Hast Du Dir das gut überlegt?“
Als mein Herz sich für einen Hund entschied
Je mehr ich überlegte, desto mehr kamen die Zweifel in mir auf. Mir waren die Nachteile bewußt. Wenn sich jemand um Themen einen Kopf machte, dann war ich das. Je mehr ich darüber nachdachte, desto größer war die Ohnmacht, es mit einem Hund nicht schaffen zu können. Ich war depressiv, ich kam an manchen Tagen nicht aus dem Bett. Ich konnte nicht für mich sorgen und dann hole ich mir einen Hund ins Haus? „Sehr naiv und wenig reflektiert!“, beschimpfte ich mich innerlich. Wenn ich etwas konnte, dann war das, mir selbst den Mut zu nehmen.
Das Lebensbalancemodell wackelt
In dieser Zeit war mein Lebensbalance sehr unausgeglichen. Mir bröckelte der Boden unter den Füßen weg.
DasLebensbalancemodell, nachdem es vier Säulen gibt, die einen Menschen durchs Leben tragen, war zusammengebrochen. Die vier Säulen befassen sich mit den Themen: Beruf / Finanzen, Familie / Partnerschaft, Gesundheit und Sinn. Eine Zeitlang können zwei der vier Säulen die anderen ausbalancieren, falls diese wegbrechen.
Zu dem Zeitpunkt stand bei mir keine einzige Säule. Job weg, Partner weg, in der Familie kriselt es, Depressionen und Hormoprobleme. Und der Sinn? Hoffnung, Glauben, Werte, Sinn des Lebens? Erzähl mal einem depressiven Menschen etwas von Sinn!
FUCK YOU innere Stimmen!
Das kam der Punkt, an dem alles egal war. Mein Leben war eine Sättigungskurve. Ich war voll von negativen Stimmen und Glaubenssätzen. Am Ende gab ich mich auf und ließ gleichzeitig los! Ich verabschiedete meine „Du musst “-Sätze. Es hatte alles keinen Sinn mehr! Ich ließ meine harten Regeln und MEINE Vernunft sein.
Und dann war ich schwanger. Schwanger mit der Idee eines Hundes und schwanger trotz Hormonprobleme und Singledasein. Schwanger mit meinem jahrelangen Herzenswunsch, für den ich immer zu feige war, den meine Stimmen mir all die Jahre verboten hatten. Es waren die inneren Stimmen, die mich klein hielten. Das Drangsalieren hatte ein Ende. Aus dem Ende ohne Sinn wurde ein Neuanfang. Ein Anfang mit einem Begleiter, Tröster, Beschützer, Motor, der mich aus dem Bett schmiss und vor allem einem Sinn. Ich war nun nicht mehr für mich allein verantwortlich, denn ich alleine war mir egal. Von nun an hatte ich Verantwortung für ein Lebewesen, dass auf mich angewiesen ist. Ich bin der Lebensgestalter dieses Wesens. Und ganz wichtig, ich fühlte mich nicht mehr allein.
Ich hatte mich in meiner Depression oft allein gefühlt, weil Freunde und Familie diese Krankheit auf rationalem Wege nicht verstehen. Ein Hund fragt nicht nach. Er ist einfach da. Er fragt nicht nach Logik.
Hello kleiner Puppy
Und dann war sie da, die kleine Hündin. Ich kann dieses Gefühl kaum beschreiben. Nachdem ich viele Monate down war und nicht mehr wusste, was Freude bedeutet, war ich plötzlich zum Kind geworden und fühlte mich, als fielen Weihnachten und Geburtstag auf einen Tag. Ich hatte einen solchen Glücksschub, den ich kaum begreifen konnte und seit Jahren nicht gespürt hatte.
Die Hündin mit dem Namen Aura schaffte es, mich auf den richtigen Weg zu bringen. Sie schmiss mich morgens liebevoll aus dem Bett, tobte mit mir und brachte mich zum Lachen. Sie strukturierte meinen Alltag, gab mir die nötigen Pausen und half mir, meine Soziophobie zu überwinden, denn irgendwann viel es mir schwer, mich unter Menschen aufzuhalten. Tapfer stolzierte sie mit mir durch die Straßen. Erstaunlicherweise sind fremde Menschen zu Welpen und ihren Besitzern sehr offen und freundlich. So half sie mir, mich wieder mit der Menschheit anzufreunden. Wir gingen auf den Hundeplatz, so konnten wir beide unsere regelmäßigen sozialen Kontakte trainieren.
Ein Hund zeigt Dir Deine Energie
Mir fiel zunehmend auf, wie sehr sie mich imitierte, wenn ich Angst hatte. Ich lernte, wie sensibel sie mit meiner Energie umging, daher war sie mir ein ständiger Anzeiger meiner körperlichen und seelischen Verfassung. Von da an konnte ich sehr achtsam mit mir umgehen, denn das Resultat sah ich sofort an meinem Hund.
Ängstliche Hundebesitzer neigen dazu, ihre Energie auf das Tier zu übertragen, so werden diese Hunde sehr unsicher im Umgang mit anderen Tieren. Gab es einmal einen Hundekonflikt, neigen ihre Besitzer dazu, die gleiche Situation mit einem anderen Hund durch ihre Energie zu provozieren. Schon solche Sätze im Kopf wie „Oh, gleich passiert es wieder“ reichen aus, um die Energie zu übertagen. Mir ging es ähnlich. So fing ich an, mir darüber klar zu werden, welche Kraft unsere Gedanken über unser Leben haben können. Sie können nicht nur uns bestimmen, sondern breiten sich im Energiefeld aus. Bei neuen Hundebekanntschaften formulierte ich daher im Kopf positive Sätze und fing an, die neuen Freunde mit einer positiven freundlichen Stimme zu begrüßen. Die gleiche Taktik konnte ich auch bei Menschen anwenden.
PEACE Faktor:
Die kleine Aura eröffnete mir die Welt der Energieübertragung, welche Macht, Gedanken und Glaubenssätze über uns und andere haben und wie man negative Gedanken in positive Energie umwandelt.
| Featured photo by Patrick Hendry on unsplash
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